LAPPACH

Diese Abhandlung über die Fraktion Lappach wurde uns freundlicherweise von Frau Reichegger Thea zur Verfügung gestellt:


LAPPACH

Die geographische Lage

Lappach liegt im Mühlwaldertal, einem Seitental des Tauferer- Ahrntales, welches bei Mühlen in Taufers nach Westen abzweigt und sich über eine Länge von 16 km erstreckt.

Lappach liegt im inneren Teil des Tales, den Talschluss bildet der Neves- Stausee, der von Bergen der Zillertaler Alpen umgeben ist. (Hoher Weißzint 3.371 m, Großer Möseler 3.479 m, Turnerkamp 3418 m)

Den Talschluss bildete bis Anfang der 60er Jahre ein weiter, flacher Almboden, der jetzt unter dem Wasser des Stausees begraben liegt. Vom Stausee auswärts verengt sich das Tal und führt großteils als enge Schlucht bis hinaus in die Weitung des Dorfes.

Kurz vor dem Ausgang dieses Engtales mündet von Westen das Zösental, welches auf seiner Süd - wie Nordseite ausgedehnte Almflächen aufweist. (Flemm und Seeberg) Auch die höchst gelegenen Höfe von Lappach befinden sich hier.

Der Dorfkern und seine Umgebung liegen auf Schuttkegeln, von rechts mündet hoch über dem Talboden das Passental, wo sich ebenfalls Almgründe ausdehnen. (Passenalpe)

Dem Haupttalgrund schließt sich nach einer weiteren Verengung eine zweite, kleinere Weitung an, bevor das Tal beim Auer - Stöckl einen großen Bug macht. Es verlässt hier seine bisherige Süd-Süd-Ost- Richtung und verläuft in östlicher Richtung weiter. Für den restlichen Talabschnitt gilt der Name Mühlwald.

Lappach ist eine Streusiedlung. Der Ortskern liegt auf 1.436 m Meereshöhe, die Höfe sind rundherum zwischen 1.300 m und 1750 m gruppiert. Das führt zur Einteilung in Unterlappach, Dorf, Oberlappach und Zösen.

Die Felder der Bauern liegen zum größten Teil auf Hanglagen und sind stellenweise recht steil, ebenso wie die Hänge, die zu beiden Seiten des Tales aufsteigen.


Kurzer geschichtlicher Abriss des Dorfes

Im Jahre 1160 n. Chr. schenkten die Grafen Otto und Konrad von Valey dem Kloster Sonnenburg bei St. Lorenzen Wald- und Weidegebiete im Mühlwaldertal: „in Mullenwalt loca campestria et silvestria“. Die Bezeichnung „campestria et silvestria“ lässt vermuten, dass das Gebiet um diese Zeit noch kaum bis gar nicht besiedelt war.

Die ersten urkundlichen Belege für eine Besiedlung von Lappach stammen aus dem Jahre 1225. Graf Hugo von Taufers schenkte am 23. August dieses Jahres dem Bischof Heinrich von Brixen 3 Höfe auf Zösen: „tria armenta apud Cesem“. Wie lange diese Höfe vorher schon bestanden haben, lässt sich nicht sagen, da weitere Quellenhinweise fehlen. Die Höfe auf Zösen - als erste Dauersiedlung - sind höchstwahrscheinlich als Schwaighöfe angelegt worden, da diese Höfe noch im 18. Jahrhundert u. a. in Form von Schwaigkäse zinsten.

Der Name „Lappach“ wird erstmals im Jahre 1296 als „Levpach“ im Urbar des Klosters Sonnenburg erwähnt. Über die meisten Höfe des Dorfes hatte dieses Frauenkloster die Grundherrschaft. Die Höfe von Lappach bildeten zusammen mit jenen von Mühlwald, Weißenbach und Michlreis bei Sand in Taufers das „amt mulewalt“.

Der Name des Dorfes kommt von „Lab - bach“ (Laub - bach), wobei der Neves - Bach gemeint ist, der im Herbst immer viel Laub mit sich führte.

Laut Kühebacher ist der Name „Lappach“ eine Kollektivbildung mit dem Suffix - ach zu mhd. „loup“ = Laub und bedeutet so viel wie „Gelände mit viel Laub“. Auch Karl Staudacher führt den Namen des Ortes auf das Mittelhochdeutsche zurück. Es ist der „Ort, wo Laub wächst“.

Das Mühlwaldertal war, wie auch die übrigen Gebiete um Taufers herum, in sog. „Pimwerche“ eingeteilt. Im Jahr 1536 werden in einer Urkunde 4 solcher Pimwerche im Tal genannt: „Schmidts Pymwerch, Kyrcher, Gasteiger und Lapacher Pymwerch“.

Im Jahre 1840 zählte das Dorf 458 Einwohner in 52 Häusern.

Im Jahre 1871 wurde ein neues Schulhaus gebaut, ein Jahr später wurde die Schule förmlich errichtet.

Als im Jahr 1908 die Bahn von Bruneck nach Sand in Taufers eröffnet wurde, planten Lappach und Mühlwald den Bau einer Straße bis nach Mühlen, welche in den Jahren 1910 bis 1912 realisiert wurde. Im Ersten Weltkrieg mussten auch Lappacher an die Front. Für die Bevölkerung ging der Krieg aber verhältnismäßig gut vorüber, da kein einziger Verheirateter in den Kämpfen fiel.

Lappach war bis zum Jahre 1926 eine eigene Gemeinde. Im Zuge der Neuorganisation der Gemeinden durch die Faschisten kam es in diesem Jahr, zusammen mit Mühlwald, zur neu geschaffenen Großgemeinde „Campo Tures“. 2 Jahre später wurde aus dem gesamten Mühlwaldertal eine eigene Gemeinde gebildet, welche heute die 3 Fraktionen Mühlwald, Außermühlwald und Lappach umfasst.

Schon 1923 war im Rahmen der Italianisierungsmaßnahmen italienisch zur alleinigen Amtssprache erhoben worden, ab dem Jahre 1926 wurde auch der gesamte Unterricht, außer dem Religionsunterricht, in italiensicher Sprache abgehalten. Um den Religionsunterricht weiterhin in deutscher Sprache abhalten zu können, wurde 1928 in der oberen Sakristei die Pfarrschule eingerichtet. Auch sonst organisierten sich die Lappacher, um ihren Kindern wenigstens das Notwendigste ihrer Muttersprache beizubringen. Die in Bauernhäusern eingerichtete Geheimschule wurde aber entdeckt und der Lehrer musste fliehen.

In die Zeit des Faschismus fällt auch die Errichtung eines kleinen privaten Elektrizitätswerkes, das Ende 1924 in Betrieb genommen wurde, aber nie gut funktionierte. In der Pfarrchronik heißt es dazu: „So begann auch im stillen, abgeschlossenen Lappach die Periode des technischen Zeitalters“.

Zum offenen Widerstand gegen die italienischen Besatzer kam es nicht. Erst nach der Machtergreifung Hitlers in Deutschland wurde die Ablehnung offener bezeugt.

Die Zeit der Option in den Jahren 1939/40 stellte auch die Lappacher Bevölkerung vor die Wahl, sich für das Dableiben oder Auswandern entscheiden zu müssen. Bei der diesbezüglichen Entscheidung spielten wirtschaftliche Überlegungen eine nicht geringe Rolle. Taglöhner und Dienstboten waren die ersten, die für Deutschland optierten, wurde ihnen doch in der neuen Heimat Grund und Boden versprochen. Bauern mit größerem Besitz hatten es mit der Auswanderung nicht so eilig. Sie hofften, trotz Option für Deutschland, in der Heimat bleiben zu können. Nur drei bis vier Familien entschieden sich damals für das Dableiben. Zwischen Dableibern und Auswanderern kamen in dieser Zeit auch in Lappach Zwistigkeiten auf, die vor allem in Verbalattacken ihren Ausdruck fanden.

Einen tiefgreifenden Einschnitt in das Leben des Bergbauerndorfes stellte der Bau des Stausees von 1960 bis 1964 dar. Viele Einheimische fanden dort Arbeit und verdienten so ihr erstes Geld. Die darauf folgenden Jahre brachten große Veränderungen mit sich: Technische Geräte, vor allem aber landwirtschaftliche maschinen, hielten Einzug in die einzelnen Häuser und Höfe.

Durch den zunehmenden Einsatz von Maschinen, erfolgte bald eine Änderung in der Bewirtschaftung der Höfe. Durch sie wurde es möglich, die Wiesen und Äcker mit viel geringerem Arbeitsaufwand zu bewirtschaften. Die bisher intensive Bebauung der Felder wich mehr und mehr einer extensiven Weidewirtschaft.

Die bäuerlichen Nachkommen, welche bisher als Dienstboten auf den Höfen ein Auskommen gehabt hatten, mussten sich außerhalb des Tales eine Arbeit suchen. Zahlreiche Familien wanderten ab und die Einwohnerzahl sank.

Die Bauern hörten auf, Selbstversorger zu sein. Durch die neuen Erwerbsmöglichkeiten war das Geld da, Getreideprodukte, Nahrungsmittel, Geräte usw. zu kaufen. Alte Tätigkeiten (Mahlen des Korns , Spinnen, Weben usw.) wurden aufgegeben.

In den 70er - und 80er - Jahren setzte der Fremdenverkehr auch in Lappach ein und wurde für nicht wenige Bauern zu einer zusätzlichen Erwerbsquelle. Er wurde in den letzten Jahren zunehmend ausgebaut.

Heute ist der Großteil der Bauern Nebenerwerbsbauern, viele Einwohner verdienen als Pendler außerhalb des Tales ihr Geld.


Zur Kirchengeschichte von Lappach

Die „Sand Agnesenkirche“ von Lappach wird bereits im Jahre 1426 in den Urkunden des Pfarrarchivs von Taufers erstmals erwähnt. Im Jahre 1480 wurde sie umgebaut und am 9. Juli desselben Jahres eingeweiht. Bis herauf ins 16. Jahrhundert besaß die Kirche aber weder einen Friedhof noch das Allerheiligste.

Kirchenrechtlich unterstand Lappach bis zum Jahre 1660 der Pfarre von Sand in Taufers. In diesem Jahr wurden Mühlwald und Lappach von dieser abgetrennt. Jedoch erst im Jahre 1725 wurde Lappach eine selbstständige Kuratie mit eigenem Seelsorger.

Wie und warum es zur Errichtung einer eigenen Kuratie in Lappach kam, erzählt folgende Geschichte aus der Pfarrchronik:

Dernach „ seien kurz vor dem Jahre 1725 Jesuiten auf Mission in Mühlwald gewesen. Eben dazumal sei ein Bauer auf Zösen in Lappach schwer krank gelegen und habe die Prävision hierzu gerade einen Pater Bußprediger verlangt. Ein Pater sei wirklich dahin gekommen, und durch diesen weiten und beschwerlichen Gang überzeugt worden, wie sehr in Lappach ein eigener Seelsorger zu wünschen wäre. Nachdem die P.P. Jesuiten wieder nach Innsbruck zurückgekehrt waren, sei es nicht lange hernach geschehen, daß die Meldung von dem Vorhaben des Hr. Franz Linsing, irgend eine beträchtlichere Stiftung zu machen, an jenen Pater gelangte, der nach Lappach gekommen war. Derselbe habe also Lappach befingerzeigt als den Platz, wo eine Wohltat dieser Art sehr gut angewendet sein würde, und Linsing sei damit gleich einverstanden gewesen.“

Franz Linsing von Linsenburg war Benefiziat an der Pfarrkirche von Innsbruck und gedachte aus seinem Vermögen 5.000 Gulden für die Errichtung einer Seelsorgestation in einem entlegenen Tal zu stiften. Im Jahre 1730 kam die Stiftung offiziell zu Stande.

Die Kirche wurde in den Jahren 1812 - 1815 umgebaut und vergrößert. Auch wenn Lappach nur etwa 400 Einwohner hatte, war das Kirchlein zu klein geworden, war es doch „von der großen Kirchtür an bis zum Kommunikanten Gitter nur 24 Schuh lang (7.68 m) und mit Einschluß der gegen Süden angebauten Kapelle 27 Schuh (8,64 m) breit“.

Beim Neubau änderte man die Richtung der Kirche, der Chor wurde zur Sakristei und das Schiff zum Chor umgestaltet. Die Ausmaße der neuen Kirche betrugen 19,2 m in der Länge und 9,6 m in der Breite.

Der Kirchenbau kostete 2.000 Gulden. Die Kosten für den Bau konnten deshalb in Grenzen gehalten werden, weil die Lappacher Bevölkerung unentgeltliche Robotschichten leistete und sich zudem in Form von Geld- und Naturalspenden am Bau beteiligte. Am 19. September 1819 wurde die neu errichtete Kirche eingeweiht.

Etwas mehr als 100 Jahre später, im Jahre 1923, wurde die Kirche einer notwendigen Renovierung unterzogen. Die Arbeiten wurden von J. M. Peskoller aus Welsberg durchgeführt. Gleichzeitig wurde auch der Widum hergerichtet.

Die Kosten für die Arbeiten beliefen sich auf 9.566,64 Lire und wurden zum größten Teil durch Spenden aus der Bevölkerung gedeckt.

Von 1964 bis 1976 wurden verschiedene Teile der Kirche erneut restauriert. Im Jahre 1965 erhielt die Kirche ein elektrisches Geläute, auch wurden beide Sakristeien renoviert. 1966 wurde der Kirchturm ausgebessert, 1971 das Kirchendach. Im Jahr 1972 wurde die Kirchenheizung eingebaut, 1982 erhielt die Kirche eine Orgel.

Anfang der 90er Jahre wurde der Friedhof erweitert. Im Zuge dieser Arbeiten nahm man auch Ausbesserungsarbeiten an der Außenfassade der Kirche vor.

Nach dem Tod des langjährigen Priesters Josef Zingerle im Jahre 1990, wurde Lappach wieder mit Mühlwald zu einer einzigen Pfarrei zusammengelegt.